Chronik des Ringsports in Kelheim
Der Beginn der Ringsporttätigkeiten beim ATSV Kelheim verliert sich in den 20er Jahren. In den Chroniken wird erstmals ein Mitwirken von Kelheimer Kraftsportlern im Jahr 1921 erwähnt. Bei Ringkämpfen, wahrscheinlich noch auf der grünen Wiese, kamen hier die Kelheimer Athleten Josef Mayer und Christoph Böhm bei einem Sportfest in Unterwendling zu dritten Plätzen. 1929 werden Sebastian Karl als Jugend-Oberpfalzmeister und Sepp Mittermeier als zweiter erwähnt. Sie gehörten dem ASV Kelheim an. Ringkämpfe fanden in dieser Zeit meist zusammen mit Gewichthebewettbewerben statt.
Im Jahr 1936 wird Josef Heiß als Ringabteilungsleiter erwähnt, dem im darauffolgenden Jahr nach der offiziellen Gründung der Abteilung Hans Gebhard folgte. Zu den Gründungsmitgliedern zählte auch Max Amann, der besonders nach dem zweiten Weltkrieg maßgeblich am Wiederaufbau der Abteilung als deren Leiter beteiligt war.
Vorausgegangen war die Genehmigung der amerikanischen Militärregierung, ohne die eine sportliche Betätigung damals nicht möglich gewesen wäre.
Eine Siegerliste der Ringer-Vereinsmeisterschaften vom 13.08.1938 zeigen:
Bantamgewicht:
1. Meier Josef
2. Rott Max
Federngewicht:
1. Arnold Rudolf
2. Riepl Anton
Leichtgewicht:
1. Gigl Leopold
2. Gruber Anton
Schon 1939 wurden Oberpfalzmeisterschaften in Kelheim ausgetragen mit Erfolgen für Hans Hierl, Anton Gruber, Alois Stark und Hans Gebhard.
Die Kriegsjahre forderten auch von des Schwerathleten ihren blutigen Tribut. Viele Kelheimer Sportler kehrten nicht mehr heim. Zum Neuanfang traf sich dann ein kleines Häufchen der Übriggebliebenen wie Marin Meier, Anton Gruber und Alois Stark, aber auch einige Nachwuchsleute aus dem Jugendbereich. Bernhard Dirscherl, Martin Frisch, Erwin Binder und Herbert Karl werden hier erwähnt, von denen letzterer in bemerkenswerter Weise über viele Jahrzehnte dem Nachwuchs das Ringen beigebracht hat und auch heute noch das Geschehen mit Aufmerksamkeit verfolgt. Die meisten der unzähligen Talente sind durch seine Schule gegangen. Ihm verdankt die Ringerabteilung sehr viel. Als exzellentem Techniker wie auch erfolgreichem Trainer. Ihm sind sicherlich einige Medaillen auf bayerischer und bundesweiter Ebene entgangen Seine Abneigung auswärts anzutreten hat dies verhindert. Nach und nach kehrten Josef Braun, Rudi und Kurt Arnold und Sepp Dirscherl auf der Kriegsgefangenschaft zurück und schlossen sich wieder der Ringerabteilung an.
Ligakämpfe gab es noch nicht, weshalb die Kräfte nur in Freundschaftskämpfen gemessen wurden. Andererseits beteiligten sich die Kelheimer Ringer immer stärker an Stadt-. Kreis- oder Bezirksmeisterschaften. Der erste Ringermatte mit Seegrasfüllung und einem Überzug aus Zeltplanten wurde in Handarbeit von Sattlermeister Albert Brandl gefertigt. Geradezu abenteuerlich waren die Auswärtsfahrten mit amerikanischen Militärführungen oder von Max Amann organisierten Holzvergaser – LKWs. Aber es herrschte Aufbruchsstimmung obwohl die Sportler das Ringen fast ausschließlich durch „Abgucken“ bei der Konkurrenz lernen mussten- Ausgebildete Trainer gab es hier natürlich nicht. Aber immer wieder fanden sich Leute, die mithalfen langsam eine Mannschaft zu formen. Als der Neuaubinger Schorschi Schuster, selbst Ringer, als Forstschüler nach Kelheim kam brachte dies den Ringern einen großen Schub hin bis zu einer der führenden Mannschaften in der Oberpfalz, wo andere Ringerhochburgen in Weiden, Geiselhöring, Cham und Regensburg (damals Jahr Regensburg) lagen.
Inzwischen erhielt die Ringerstaffel durch viele junge Talente, wie Fritz Dirscherl, Bernhard Baumann, Erwin Schnell, Otto Schmaus und Hans Brandl die notwendige „Blutauffrischung“.
Den ersten Titel auf bayrischer Landesebene holte sich Sepp Dirscherl bei den bayerischen Jugendmeisterschaften 1949 m Schwergewicht. Sein Bruder Fritz Dirscherl wurde in dieser Klasse Vicemeister. Noch im selben Jahr errang Fritz Dirscherl den ersten deutschen Meistertitel im Jugendschwergewicht für die Kelheimer Farben. Das war eine Sensation – ein deutscher Meister aus der verschlafenen Kleinstadt Kelheim. Sehr erfolgreich mit dem 4. Platz kehrte obendrein noch Sepp Dirscherl von den Meisterschaften nach Hause, wie beide Athleten unter großem Jubel auf dem überfüllten Stadtplatz gefeiert wurden. Schon 195 folgte der zweite Jugendmeistertitel für Fritz. Die „Dirscherl-Mannschaft“, so war die Kelheimer Staffel mittlerweilen in ganz Bayern bekannt, bildete zusammen mit dem Ringernachuchs die tragende Säule des damaligen TSV 1871 Kelheim.
Ungeschlagen wurde die Kelheimer Ringer 1950 Oberpfalzmeister. Nach Aufstiegskämpfen gegen Hallbergmoos, die beider mit 5:3 gewonnen wurden, war die Zugehörigkeit der höchsten bayerischen Liga, der Oberliga perfekt. In unserer Gruppe, der Gruppe B waren die Gegner Neuaubing, MSV München Ost und die SpVgg Freising. Ein sofortiger Wiederabstieg konnte trotz verbissenem Einsatz nicht verhindert werden.
1951 kam es zu einer Umstrukturierung der bayerischen Ligen. Nach erfolgreichen Freundschaftskämpfen als Vorbereitung konnte die Kelheimer Staffel im August 51 in die Aufstiegskämpfe zur höchsten bayerischen Liga eingreifen. Dies war möglich geworden, da noch eine ungesetzte Mannschaft eingereiht werden sollte. Der erste Anlauf misslang, jedoch bereits ein Jahr später gelang dann der Aufstieg in die Oberliga. Inzwischen war auch in Kelheim das Ringen im freien Stil eingeführt worden, nach dem bis dahin nur Wettkämpfe in griechisch/römisch üblich waren.
Beim SC Affecking war inzwischen ebenfalls eine Ringerabteilung gegründet worden, die sich jedoch mit den TSVlern im Juli 2952 vorübergehend zum Großverein SC 1871 Kelheim zusammenschloß.
Mit vielen damaligen Oberligakonkurrenten messen die Kelheimer Ringer auch heute ihre Kräfte. SC 04 Nürnberg, AC Bad Reichenhall, ESV München Ost, Neuaubing, ASV Fürth und KSV Bamberg kämpften zu dieser Zeit mit Kelheim um Oberligapunkte. Bereits im ersten Jahr klopften die Kelheimer Ringer an die Türe zur Teilnahme an der deutschen Mannschaftsmeisterschaft 1952. Ein einziger fehlender Punkt verhinderte dies.
Natürlich war man auch in der Lage eine 2. Mannschaft zu stellen, die auf Oberpfalzebene recht erfolgreich mitmischte. Anders als heute war die Frage des Nachwuchses nicht problematisch, wollten doch viele Kelheimer Schüler den Erfolgen der Aktiven nacheifern. Andererseits bildete der Sport damals ein wichtiges Betätigungsumfeld für Schüler und Jugendliche als es noch keine andere Medien wie Telefon oder Fernsehen gab, vom Internet ganz abzusehen.
Sehr bald reiften wieder viele Talents im Schüler- und Jugendbereich heran. Titelträger im Bereiche Niederbayern waren Herbert Bittner, Heinz Schiller, Franz Brückl, Traugott Lindner, Fritz Schmatz, Joko Riedel und Hans Schiller.
Im Juli 1953 kam Joko Riedel mit dem deutschen Vicemeistertitel der Jugend hinter einem ostzonalen Ringer aus Friesheim zurück. Fritz Dirscherl setzte noch einen drauf und holte sich seien ersten deutschen Seniorentitel im Halbschwergewicht gr./röm..
Die erste Mannschaft trat damals meistens mit folgendem Kader an:
Riedel, Baumann, Schmaus, Karl, Schnell, Ehrl, Konzok, Gruber, Brandl und die drei Dirscherl Brüder.
In Kelheim konnte man mit Recht stolz sein auf die Athleten der Ringerabteilung, von denen der älterste gerade 23 Jahre als war. Durch einen erneuten 3. Platz zum Abschluss der Oberligasaison 1953 war die Kelheimer Staffel endgültig etabliert im bayerischen Ringsportbetrieb. Ein weiterer Erfolg dieses Jahres war die Berufung Fritz Dirscherls in die deutsche Nationalmannschaft wo er die bundesdeutschen Farben erfolgreich vertrat.
Im Sommer 1954 trennten sich die Vereine TSV und SC wieder, so daß die Ringer wieder unter dem TSV 1871 Kelheim starteten. Als Anerkennung der Leistungen wurde den Ringern der ersten Mannschaft durch Abteilungsbeschluß nach den Punktekämpfen ein Essen zugesichert. Damit könnte man heute keinen „Hund“ mehr hinter dem Ofen hervorlocken.
Nachdem Fritz Dirscherl 1954 hinter einem DDR-Athleten deutscher Vicemeister geworden war, holte er sich im darauffolgendem Jahr ebenfalls den zweiten Platz, dieses Mal im freien Stil des Halbschwergewichtes. In harten Ausscheidungskämpfen hatte er sich auch noch für die Weltmeisterschaft qualifiziert. Eine großartige Leistung vollbrachte auch der „Wes“ Baumann, als er dritter deutscher Meister im Fliegengewicht Freistil wurde.
1955 stand das erste internationale Großereignis für Kelheim vor der Türe. Im Saale des Weißen Brauhauses, der zusammen mit dem Gebhardsaal über viele Jahre hinweg heiße, ja oft hitzige Ringschlachten erlebt hatte, trat eine türkische Auswahl gegen die Kelheimer Staffel an. Es setzte eine 2 : 6 Niederlage, doch viele Ringsportanhänger sahen begeisternde Kämpfe. Suha Karman, der später mit Adolf Schiller als Trainergespann große Erfolge mit den Ringern feiern sollte, war damals Mitglied der siegreichen türkischen Nationalmannschaft.
1956 standen die olympischen Sommerspiele in Melbourne an. Fritz Dirscherl hatte auch die notwendigen Ausscheidungskämpfe gewonnen und sich so die erste Teilnahme eines Kelheimer Sportlers an olympischen Spielen gesichert. Eine schwere Verletzung, die er sich bei den deutschen Meisterschaften zugezogen hatte und so um einen weiteren Titel kam, machte dieses Vorhaben zunichte.
Neben vielen südbayersichen Meistern in der Schüler- und Jugendklasse, von den unzähligen Erfolgen auf Bezirksebene ganz zu schweigen, stellte die Ringerabteilung im Juli 1956 mit Herbert Bittner wieder einen deutschen Meister. Überlegen holte sich der 16-jährige „Fare“ den Titel im griechisch-römischen Stil des Jugendmittelgewichtes.
Folgende Namen der eingesetzten Aktiven tauchen in der weiteren Geschichte der Ringerabteilung immer wieder auf:
Ritzinger, A. Pfaffelhuber, Adolf und Heinz Schiller, T- Lindner, Joko Riedel, Erich Brandl, Ernst Brandl, F. Brückl, Herbert Karl, Fritz Winzinger, Hans Schiller, D. Friedrich, Anderl „Gschtre“ Gruber, Hans Brandl, Rich. Zepf, Heinz Blaensdorf, Herbert Bittner, Bernhard „Wes“ Baumann, Hel. Reisinger, Otto Karl, Sepp und Fritz Dirscherl.
In der Oberliga wurden hervorragende Ergebnisse erzielt mit den Plätzen zwischen 2 und 4. Immer wieder wurden in der Folge Nachwuchsringer in beide Mannschaften eingebaut. Eine sehr junge Mannschaft stand dann ab 1964 auf der Matte mit Hermann, Lohr, Hammermeier, Zettl, Kugler, Hoffmann, Heinz Schiller, Brandl Werner und Herbert Bittner. 1966 stieß Ludwig Hofbrückl zu den Kelheimer Staffel. Der „Luk“ war über Jahrzehnte ein Aktivposten im kelheimer Ringsportgeschehen.
Der Verschleiß an Fliegengewichtlern war sehr groß, da nach dem „Wes“ nur noch Schüler oder Jugendliche dieses Gewicht brachten und das auch nur über einen kurzen Zeitraum. Gerhard Handl, Hans Holzer und L. Buchner wurden hier in den forlgendne Jahren eingesetzt. Aber auch die „Alten“ waren zur Stelle und halfen aus, awenn es brenzlig wurde. Baumann tat dies noch im Alter von 40 Jahren.
Die Erfolge bei bayerischen Meisterschaften wurde immer mehr und neben Fritz Dirscherl und Herbert Bittner kamen dann bei deutschen Meisterschaften weiter Kelheimer Nachwuchstalente wie Peter Dorfner, Hermann Lohr und Manfred Aumer auf das schwarz-rot-goldene „Treppchen“. Auch die Achtungserfolge von Erich Brandl mit dem 4. Platz im Jugend-Leichtgewicht und von Inge Baier mit einem 5. Platz in der Jugend bis 60 kg konnten sich sehen lassen.
1969 war Hermann Lohr Nationalringer und die Kelheimer Staffel Vizemeister der Bayerliga hinter Bad Reichenhall geworden. Durch erneute Umstrukturierung der Ligen kam es zur Schaffung der Regionalliga mit vier bayerischen und vier württembergischen Mannschaften. Suhar Karmann konnte als Trainer verplichtet werden und Anfang 70 wurden mit vier türkischen Ringern die ersten „Nichtkelheimer“ in die Mannschaft eingebaut. In der Staffel von damals standen vom Fliegengewicht aufwärts:
Peter Grabinger
Josef Rengstl
Özemir
Hammermeier
K. Zettl
E. Schickelgruber
I. Bayer
M. Heybeli
E. Brandl
M. Aumer
W. Bittner
H. Bittner
Jeweils der zweiter Platz konnte in den Jahren 1970 und 1971 errungen werden, wobei 71 Kelheim bis zum letzten Kampftag auf dem ersten Platz stnad, um dann in der abschließenden Heimbegegnung mit einen 17,5 : 18,5 vom alten Rivalen Anger noch abgefangen zu werden.1972 übernahm Adolf Schiller mit großem Erfolg das Amt des Trainers und mit dem kleinen Imir Sedat, ein türkischer Schneider aus Regensburg, hatte Kelheim weinen Fliegengewichtler. Gleich im ersten Jahr der Trainertätigkeit von Adolf Schiller wurde man erneut Zweiter in der Abschlusstabelle und im folgenden Jahr 1973 war Kelheim Meister der Regionalliga Süd. Die Mannschaft welche zu diesem Erfolg beitrug:
· Sedat
· P. Dorfner
· G. Handl
· P. Grabinger
· E. Schickelgruber
· I. Baier
· M. Aumer
· W. Bittner
· H. Bittner
· E. Scheugenplug
· „Gschtre“ Gruber – damals schon 41 Jahre alt
Deutschlandweit ließ unsere Staffel aufhorchen und in der FAZ konnte man lesen, dass Kelheim vielleicht die beste Regionalliga-Staffel in ganz Deutschland hatte – das war Balsam für unsere Ringerseelen.
Die zweiter Mannschaft mit dem dritten Platz in der höchsten Liga von Oberpfalz/Niederbayern war ebenfalls sehr erfolgreich uns setzte überwiegend folgende Ringer ein:
Duschl, G. Wagner, Kellner, L. Buchner,W. Baier, J. Buchner, B. Dirscherl, K. Niklas, R. Kolbinger, E. Scheugenpflug, E. Buchner und Erol Ali, der seit seinem Kommen in Kelheim geblieben ist.
Der KSV Köllerbach, lange Zeit ein fester Bestandteil der ersten Bundesliga, war Meister der Regionalliga Südwest geworden. Die Saarländer waren damit unser Gegner im Kampf um den Aufstieg in die erste Bundesliga. Das erste Treffen war für Februar 1974 in Köllerbach bestimmt. Mit über 50 Schlachtenbummern machten sich die Kelheimer Athleten am 02. Februar zuversichtlich auf den Weg ins Saarland. Wer unsere eingefleischten Ringerfans kennt, weiß dass diese auch auf fremden Matten stimmlich das Kommando übernehmen können. So hielten sie auch kräftig gegen die ca. 600 Köllerbacher Zuschauer. Dies trug sicher dazu bei, dass sich die Vorkampfniederlage mit 18 : 22 Punkten in Grenzen hielt. Köllerbach war bekannt für kluges Taktieren und es war entsprechende Vorsicht geboten auf heimischer Matte. Auch bei uns konnte man rechnen uns stellte selbst Anderl Gruber noch einmal im Mittelgewicht auf die Matte. Etwa 1300 Zuschauer drängten sich in die umgebaute Möbelhalle der Firma Brandl und erlebten einen nie erwarteten 29 : 7 Sieg der Kelheimer Ringerasse. Der Aufstieg in die höchste deutsche Ringerliga war perfekt.
Aufsteiger Mannschaft zur 1. Bundesliga 1974:
Imir Sedat
Peter Dorfner
Gerhard Handl
Peter Grabinger
Ingo Baier
Ernst Schickelgruber
Anderl Gruber
Bobby Aumer
Werner Bittner
Herbert Bittner
1974 war auch das Jahr, indem Petr Grabinger seinen ersten deutschen Meistertitel als Junior mit nach Kelheim brachte. In der Folge bis 1980 konnten von den Schülern bis zu den Senioren dritte bis erste Plätze bei den deutschen Meisterschaften verbucht werden. Medaillenträger waren außer Dorfner, Lohr und Grabinger die äußerst talentierten Rudi Aumer, Erich Fischer und Gerald Schmidt, der bis dahin alleine vier Meistertitle holte. Der für Kelheim startende, in dieser Zeit fast unschlagbare Richard Wolf stand ebenfalls mehrmals auf dem obersten Treppchen.
Die finanziellen Mittel waren knapp wie immer, große Sprünge bezüglich Neuverpflichtungen konnte man sich nicht leisten. Mit dem Türken Abubekir Aydind, Sepp Schwarzfischer aus Cham und dem Ex-Kelheimer Bert Schmaus sind die Namen genannt, die zusammen mit dem Stamm einen 17-köpfigen Kader für die erste und zweite Mannschaft bildeten, Die Personaldecke war also äußerst gering.
Suhar Karmann kam als Trainer wieder nach Kelheim um seine internationale Erfahrung einzubringen.
Inzwischen war auch die städtische Dreifachturnhalle fertiggebracht worden uns man verfügte so auch über eine entsprechende Sportstätte. Bayern stellte mit dem AC Bad Reichenhall, SV Hallbergmoss, der SpVgg Freising und Kelheim 4 Vereine in der 1. Bundesliga Süd. Erst am letzten Kampftag konnte der Ligaverbleib mit einem 18:10 über die punktgleichen Untertürkheimer gesichert werden, wo der Vorkampf mit 12,5 : 19,5 Punkten verloren gegangen war. Die zweite Mannschaft erzielte mit dem Vizemeistertitel in der höchsten Klasse von Oberpfalz / Niederbayern ein sehr gutes Ergebnis. Das Jahr 1975 brachte für Peter Grabinger und Peter Dorfner ehrenvolle internationale Einsätze und für letzteren die Teilnahme an der Junioren-WM. Ohne Herbert Bittner jedoch wieder mit Hermann Lohr der vom ASV Mainz 88 zu seinem Stammverein zurückgekehrt war begann die neue Saison. Nach den ersten drei Niederlagen schnürte Herbert Bittner wieder seine Ringerstiefel, um die Mannschaft zu verstärken. Mit 11:17 Punkten wurde ein stolzer 5. Platz erreicht, Punktgleich mit der Adolf-Seeger-Staffel AV Freiburg/St. Georgen. In sieben Heimkämpfen konnten 11.000 Zuschauer gezählt werden. Von solchen Zahlen kann man heute nur träumen.
Mit Neuzugängen musste man nach wie vor sparen. So kamen zum ATSV, wie der Verein durch den Zusammenschluß von TAV und ASV Kelheim inzwischen umbenannt worden war. Rupert Glück vom AC Regensburg und Michl Schmidt vom ASV Neumarkt. Ugur Lafci als bayersicher Schülermeitser sollte das Papiergewicht besetzten. Leider waren auch Abgänge zu verzeichnen, da Aydin den Verein verließ und Bobby Aumer, der zum Liebling der Zuschauer geworden war fast die ganze Saison ausfiel. Dennoch wurde wieder ein 5. Platz errungen vor Freising.
Ein Riesenerfolg bedeutete auch die Meisterschaft der zweiten Mannschaft.
Im Jungenbereich tat sich vieles, als ein gesondertes Jugendtraining unter Leitung von von Bert Schmaus, Herbert Karl und Adorf Schiller eingeführt wurde. Bis zu 20 Nachwuchsringer trainierten mit großem Eifer drei Mail die Woche. Die Schüler trumpften auf mit dem bayerischen Mannschaftsmeistertitel und wurden darauf bei den deutschen Titelkämpfen hervorragender Zweiter.
Für die Saison 1977 startete der damals beste Schwergewichtler beider Klassen in Deutschland, Richard Wolf für Kelheim. Trotz großem Einsatz war auch die diesem Jahr eine bessere Platzierung als der 5. Rang nicht möglich. Ein erneuter bayerischer Meistertitel für die Schülermannschaft wurde in dieses Jahr noch gekrönt mit der Meisterschaft auf Bundesebene. Ein unglaublicher Erfolg! Das gezielte Training und das Ringertalent der Jugend hatte wieder Früchte getragen.
Bayersicher und Deutscher Schülermannschaftmeister:
Robert Kreitmeier
Gerald Schmidt
Stefan Brümmer
Jürgen Brümmer
Stephan Niklas
Robert Redl
Erhard Redl
Helmut Lange
Erich Fischer
Thomas Schiller
Christian Ecker
Wolfgang Schmid
Armin Gassner
Christian Farmer
Eduard Schlauderer
Armin Karl
Zu Beginn des Bundesligajahres 1978 war dann die Personaldecke arg dünn geworden. Acht Jugendliche mussten in die Mannschaft eingebaut werden. Die neue Saison war nun wirklich zum Abenteuer geworden. Um dennoch eine Mannschaft stellen zuu können, trat die Kelheimer Staffel mit folgenden Ringern an: Önder Isik, St. Brümmer, H. Wild, Ugur Lafci, P. Grabinger, W. Schmid, I. Baier, A. Brümmer, H. Winzinger, E. Schickelgruber, R. Aumer, H. Lhr, R. Glück, F. Redl, A. Huber.
Auch Bobby Aumer stand zur Mannschaft und half wieder aus. Nach außerordentlichem Verletzungspech war dann am Ende der Saison der Abstieg besiegelt.
In der Saison der 2. Bundesliga starteten die Kelheimer dann mit dem starken Rajie Sert, der aus Freising zu uns gewechselt war. Der „Sepp Lugauer“, wir er auf bayrisch gerufen wird, ist mit seiner Familie voll in Kelheim integriert und als unerklärliches Phänomen auch noch mit fast 50 Jahren den jungen das Fürchten gelehrt. Obwohl nach wie vor mit einer sehr jungen Staffel der Ringerbetrieb aufgenommen wurde, stand nach Beendigung der 2. Platz zu Buche. Die Bezirksligastaffel und die Jugendmannschaft standen da nicht nach und holten sich sogar beide in ihren Ligen den Meistertitel.
Das Gesicht der Mannschaft hatte sich wieder etwas verändert, mit M. Pfaffelhuber, A. Huber, St. Niklas, Ch. Ecker, B. Schels, F. und R. Redl, Ch. Farmer, H. Kellner, Ch. Dirscherl, U. Lafci, Ö. Isik, R. Sert, H. Rauscher, R. Aumer, W. Schmid, O. Knauf, J. Huber, Th. Schiller, J. Winklar, E. Fischer, R. Kreitmeier, G. Kaltmschmid, E. Redl, Osterrieder, F. Überreigler, G. Hintermeier, St. Mayer, R. Schmidtner, M. Strauß, H. Schwindl, G. Schmidt, St. Krische, H. Wild, P. Grabinger, H. Lohr.
Peter Dorfner war nach Aalen abgewandert und Kelheim maß seine Kräfte min wieder mit alten Bekannten, wie den Absteigern aus der 1. Bundesliga Bad Reichenhall und Freising, sowie mit Anger, Berchtesgaden, Untertürkheim, Trostberg, Aichach, Tuttlingen und Herbrechtingen. Dies war im Jahre 1980 und Kelheim schaffte den dritten Tabellenplatz.
Natürlich gab es in den Jahren zwischen 1975 und 1980 wieder große Erfolge bei deutschen Meisterschaften. Die Kelheimer Sportler Peter Dorfner, Hermann Lihr, Rudi Aumer, Peter Grabinger, Richard Wolf, Gerald Schmidt, Erich Fischer und Bernhard Warnick holten sich zusammen über zwanzig „Stockerlplätze“ von der Schüler bis zur Seniorenklasse.
Bay. und Deutscher Mannschaftsmeister der Schüler 1980:
St. Krische, St. Mayer, Roith, W. Bittner, M. Warnick, R. Kreitmeier, G. Schmitd, A. Kaltschmidt, R. Schmidtner, B. Warnick, H. Schwindl, U. Demirenzen / Trainer: K.-H. Brunner, A. Schiler, H. Karl
Bay. Meister 1980 in der Seniorenklasse: Helmut Wild, Hermann Lohr, Peter Grabinger
Ein weiteres Riesentalent, der Fischer Mori wurde für die Saison 1981 im Papiergewicht der ersten Mannschaft eingebaut. Werner Bittner rackerte sich immer noch ab, um seiner Staffel zur Seite zu stehen. Das Schlussergebnis war etwas ernüchternd mit dem 4. Platz, während die „Zweite“ gerade den Klassenerhalt schaffte, da immer wieder Ringer für die Bundesligastaffel abgegeben werden mussten.
Das Jahr 1982 zeigte zwei neue A-Jugendliche in der ersten Mannschaft. Gerald Schmidt im Papiergewicht und Stefan Krische im Halbschwer ließen durch ihre vorangegangenen Erfolge vieles erhoffen. Außerdem stellte sich ein neues Schwergewicht, der Ploe Zbigniew Chormomanski auf Kelheimer Matte vor. Am Ende hier es: 5. Platz für die erte und wiederum Ligaerhalt für die zweite Mannschaft in der Bayernliga. Die B-Jungend war bayerischer Mannschaftmeister geworden und Helmut Wild wurde Militärturniersieger gegen zwei Amerikaner und zwei Franzosen.
Inzwischen war Bernhard Warnick, auch schon deutscher Jugendmeister ins Papiergewicht hineingewachsen. Ein weitere A-Jugendlicher, Rüdiger Glaßl bereits 3. Deutscher Jugendmeister und der Junior Oliver Knauf gaben ab dem Jahre 1983 ihr Debüt in der ersten Ringerstaffel. Mehr als Platz vier war in diesem Jahr für beide Mannschaften nicht drin. Ein Ergebnis, welches jeder der dabei gewesen ist nie vergisst, war das legendäre 28:9 von Peter Grabinger über Olympiasieger und Ex-Europameister Pasquale Passarelli, der damals bei Johannis Nürnberg unter Vertrag stand.
Nach 10 Jahren Trainertätigkeit in Kelheim suchte sich Suhar Karmann eine neue Traineraufgabe. Er war in seinen jungen Jahren 6 x türkischer Meister gewesen. Seine deutschen Stationen begannen als Ringer in der Neuaubinger Staffel, 1061 – 193 Trainer in Hallbergmoos, anschließend bei der RT Regensburg zwischen 63 und 67, bis er das erste Mal von 1969 bis 1971 für Kelheim als Trainer tätig wurde. Die Zirndorfer holten ihn sich anschließend von 1972 – 1974. In dieser Zeit fällt auch der Trainererfolg von Adolf Schiller mit dem Aufstieg der Kelheimer Staffel in die erste Bundesliga. Die Jahre 1074 bis 1983 sahen dann wieder Suhar Karman auf dem Trainerposten in Kelheim.
Deutscher Mannschaftsmeister A-Jugend 1983:
Th. Schiller, G. Schmidt, W. Bittner, R. Kreitmeier, H. Olczyk, St. Krische, A. Schmid, R. Glassl, M. Schnell, M. Warnick, H. Schwindl, R. Schmidtner, B. Warnick, L. Strasser; Trainer: H. Wild, A. Schiller
Mit einer blutjungen Mannschaft, das Durchschnittsalter lag bei 20 Jahren, schaffte die Kelheimer „Erste“ 1984 ebenso wie die zweite Mannschaft den vierten Platz in der zweiten Bundesliga Süd. Sehr erfolgreich zeigten sich beide Jugendmannschaften mit dem bayerischen Mannschaftstitel. Erste bis dritte Plätze wurden wieder eingefahren von A-Jugendlichen bis Senioren. Die Krönung war nach dem deutschen Meistertitel im Freistil der Weltmeistertitel in dieser Klasse von Stefan Krische als A-Jugendlicher. In der Seniorenstaffel sah man mit M. Warnick, H. Schwindl und Ch. Ecker auch wieder neue Gesichter.
Das „Wechselspiel“ setzte sich auch 1985 fort, als uns Raji Sert verließ, mit Martin Bauer jedoch ein neuer 48-kg-„Mann“ von Willmering nach Kelheim kann, da zu diesem Zeitpunkt kein eigener Ringer mehr das notwendige Gesicht bringen konnte. Die „Ringerdecke“ für die erste Mannschaft war äußerst dünn geworden, da Verletzungen die Riege immer wieder schwächten. Mit dem früheren Aktiven Helmut Lange konnte jedoch ein Ringer eingesetzt werden , der 1978 zum letzten Mal auf der Matte gestanden war. In er Abschlusstabelle lag die erste Mannschaft wieder auf Platz vier, während die „Zweite“ den 5. Rang einnahm.
Für das folgende Jahr 1986 konnten erfreulicherweise zwei B Jugendmannschaften aufgestellt werden. Von den aufgeführten Sportlern standen später viele in der ersten Seniorenmannschaft:
A. und St. Hacker
Ch. Amann
K.K. Zeller
Marco Lohr
R. Maier
M. Laußer
Ch. Strasser
F. Nußhardt
B. Biberger
St. Fritz
M. Grabinger
I. Metzger
A. Buchner
M. Kirchner
A. Schillinger
M.Hrouda
St. Kesic
A. Schulz
R. Keser
M. König
C. Hacklsberger
H. Gruber
G. Maurer
Ü. Kus
H.J. Sandl
Auch aus diesen Reihen mussten damals einige für die zweite Seniorenstaffel abgestellt werden. Andi Ingerl und Mario Strauß musste zeitweise die erste Mannschaft verstärken. Raje Sert durfte sich wieder Sepp Lugauer nennen, da er wieder zu uns zurückgefunden hatte. Zum ersten Mal gingen drei Seniorenstaffel in die Punkterunde. Das Saisonergebnis war für die erste Mannschaft mit dem dritten Platz erfreulicher, während die „Zweite“ dem Abstieg entkam, da die Ligen wieder einmal neu geordnet wurden. Mit dem deutschen Juniorentitel in der 90-kg-Klasse und dem zweiten Platz bei der Europameisterschaft durch Stefan Krische konnte Kelheim wieder einen stolzen Erfolg verbuchen.
Senioren-Kader 1986:
P. Grabinger, Z. Choromansky, G. Schmidt, O. Knauf, H. Wild, St. Krische, M. Warnick, St. Niklas, R. Redl, Th. Schiller, R. Sert, B. Warnick, E. Fischer, H. Lange, M. Bauer, A. Ingerl; Trainer: H. Lohr
1987. Die Entwicklung in deutschen Ringsport, was die Jagd nach deutschen und ausländischen Ringern betraf, war bereits aus den Fugen geraten. Für fertige Spitzenringer wurden in der ersten Bundesliga schon damals 25.000 DM pro Saison ausgegeben, ja sogar von 50.000 DM-Angeboten wurde gemunkelt.
Ausländische Sportler mit internationalen Titeln wurden geholt und welch Wunder, über Nacht oft deutsche Staatsangehörige. Nur für einen einzigen Kampf in den Endrunden wurden ausländische Athleten eingeflogen, so wie es auch heute noch der TSV Abensberg im Judo praktiziert. Es sind dies Probleme, die bis heute andauern und oft zum Exodus selbst „gesunder“ Vereine geführt haben. Auch bei uns hat man erkennen müssen, dass man ohne entsprechende „knete“ eben nur magere Ringkost servieren kann. Sponsoren sind dünn gesät und wenn diese auch noch ausfallen wird er Katzenjammer groß. Dennoch wird man immer wieder versuchen, den Ringsportbegeisterten schönen und erfolgreichen Sport zu bieten. Wie schön wäre dies, wann man da nur mit Eigengewächsen schaffen könnte. Aber dazu gehört eine beständige Jugendarbeit, die natürlich nur dann möglich ist, wenn man möglichst viele Schüler möglichst früh für diese Sportart begeistern kann. Ein erfreuliches Beispiel zeigen hier die Sportfreunde aus Anger und Nürnberg, denen die vielen Erfolge, besonders im Jugend- und Juniorenbereich Recht geben.
Gerald Schmidt und Stefan Krische, Kelheimer „Aushängeschilder“ wurden in den deutschen B-Juniorenkader berufen. B-Jugendringer wie Markus Laußer und Michael Hrouda mussten die durch Verletzungen entstandenen Lücken in der Bundesligastaffel auffüllen. Auch die Jugendlichen Andi Schmid, Stefan Fritz und andere mussten sich den harten Auseinandersetzungen in der zweiten Bundesliga stellen.
Doch nicht nur Verletzungen schwächten das Mannschaftsgefüge. Eine große Stütze der Abteilung über viele Jahre hinweg Helmut Wild, beliebt durch seine spektakuläre Ringweise und überdies äußerst erfolgreich, zog in dieser Saison von Kelheim nach Bad Reichenhall. Auch Martin Bauer und Raje Sert „veränderten“ sich wieder. Da fast über die ganze Saison fünf Stammringer durch besonderes Verletzungspech ersetzt werden mussten und dies auch durch großen Einsatz nicht wettzumachen war, konnte eine bessere Schlussplatzierung als Platz sechs für die „Reserve“ und Platz sieben für die erste Mannschaft nicht erreicht werden. Die B-Jugend ließ wieder aufhorchen mit dem bayerischen Vize-Mannschaftstitel.
1988 verzeichnete erst einmal eine erfreuliche Rückkehr einiger Aktiven zum Stammverein, nämlich Ugur Lafci, Önder Isik, Peter Dorfner und Helmut Wild, der sich in der Fremde nicht wohl gefühlt hatte. Mit Jochen Steckmann aus Nürnberg schloss sich ein Halbschwergewichtler der Kelheimer Staffel an. Der Bayerische und der deutsche Ringerverband richteten in Nürnberg und Kelheim Trainigsstützpunkte für Kaderringer aus dem bayerischen Raum ein. Als Trainer wurden Hermann Lohr und Pasquale Passarelli eingesetzt.
Außerdem konnte man in Kelheim 20 Olympia-Kaderringer mit dem Bundestrainer Ostermann erleben, wo nicht nur auf der Matte trainiert wurde. Neben Rad- und Kanufahrten auf der Donau standen als sportlicher Ausgleich auch Krafttraining in Fittnesstudio Kelheim auf dem Programm. Es war schon das zweite Mal, dass der Bundestrainer die guten Trainingsmöglichkeiten in Kelheim wahrnahm. Die Bundesligamannschaft hatte gewaltig an Kampfkraft gewonnen und nach den mageren Vorjahren holte man sich ein eindrucksvoller Weise den Meistertitel in der zweiten Bundesliga Sud. Auch die Reserve erreichte einen sehr guten vierten Tabellenplatz. Die B-Jugend wurden erneut Vizemeister hinter Hallbergmoos.
Die Aufstiegskämpfe zur ersten Bundesliga gegen des Südwestmeister ASV Lampertheim waren für Anfang 89 geplant. Lampertheim war bereits im Vorjahr Meister geworden, musste aber den Bad Reichenhallern dien Vortritt zur ersten Liga überlassen. Dieses Mail jedoch wollten die Hessen mit ihrem Trainer, dem 19-fachen deutschen Meister Paul Neff endgültig nach oben. Der 21,5 zu 16,5 Sieg im Vorkampf und das auf Kelheimer Matte vor unvorstellbaren 2300 Zuschauern gab ihrem Optimismus erst mal Recht. Deprimiert saßen wir nach dem verlorenen Kampf im Saale des Weißen Brauhauses und mussten die Spottlieder vom „Eiermann“ und „zieht den Bayern die Lederhosen aus“ über uns ergehen lassen. Die Lampertheimer hatten mit ihren 350 Ringerfans Kelheim erobert. So sicher war sich der ASV Lampertheim, dass bereits für die erste Bundesliga geplant wurde und Ringergrößen, wie Viceweltmeister Reger Gößner und Jugendviceweltmeister J. Weingärtner, verpflichtet wurden, als Neuzugänge für die erste Bundesliga vor dem Rückkampf dem heimischen Publikum vorgestellt wurden. Nun das Ende vom Lied, die Bayern behielten die Lederhosen an und „rasierten“ im Rückkampf die hessischen „Eiermänner“ mit 20,5 zu 12,5 Punkten. Das Unmögliche war eingetroffen und nach 1974 hatte der ATSV mit Hermann Lohr als Trainer den erneuten Aufstieg in die erste Bundesliga geschafft.
Senioren Kader 1988:
St. Krische, J. Steckmann, U. Lafci, E. Fischer, B. Schels, M. Stauss, G. Schmidt, St. Niklas, M. Schnell, M. Warnick, H. Wild, B. Warnick, A. Schmid, R. Glassl, A. Ingerl, Ü. Kus, P. Dorfner, M. Lausser, I. Metzer, Ö. Isik; Trainer: H. Lohr.
Die übermächtigen Gegner in dieer höchsten deutschen Ringerklasse waren Wiesenthal, Aalen, Reilingen, Urloffen, Lahr-Kubach, Bad Reichenhall und Graben Neudorf. Nach einem Test im Rahmen eines Mannschaftsturniers mit den beiden Erstligisten Schifferstadt und Hösbach/ Aschaffenburg in Kelheim begann am 09. September 89 das erneue Abenteuer 1. Bundesliga. Es war dies von Beginn an ein Kampf David gegen Goliath, wobei mit Goliath nicht Kelheim gemeint war. Unsere Staffel konnte sich nur mit Martin Bauer verstärken. Der Ungar Janos Miklesi für 57 / 62 kg durfte erst in der Rückrunde ran.
Fast wäre der Klassenerhalt geschafft worden. Der magere Kader der Kelheimer Athleten konnte erneue Verletzungen einfach nicht kompensieren. Die Enttäuschung im Ringerlager hielt sich in Grenzen. Gegen die mit Legionären gespickte Konkurrenz, jedenfalls der meisten von ihnen, war ein Überleben in der ersten Bundesliga ohnehin sehr zweifelhaft gewesen. Nach dem Abstieg war man sich einig den Wiederaufstieg 1990 erneut in Angriff zu nehmen. Die bayerische Meisterschaft der B-Jugendlichen ließ wieder aus Klasse-Nachwuchsringer hoffen. Bayerische und deutsche Meisterschaften im Schüler- und Jugendbereich waren keine Seltenheit mehr und zwischen den Jahren 1980 und 1990 waren bei deutschen Einzelmeisterschaften mit dritten bis ersten Plätzen erfolgreich: R. Schmidtner, B. Warnick, H. Wild, O. Knauf, R. Glaßl, A. Hacker, A. Schulz, Th. Kahl, Ch. Strasser, M. Warnick, M. Bauer, E. Fischer, B. Warnick, G. Schmidt und St. Krische – der sis sogar 1984 zum Jugendweltmeister brachte.
Kader des Aufsteigers 1989:
B. Warnick, St. Niklas, E. Fischer, R. Glaßl, B. Schels, G. Schmidt, M. Warnick, J. Steckmann, St. Krische, A. Schmid, A. Ingerl, M. Lauber, M. Bauer, I. Metzger, R. Keser
Das Saisonende 1990 brachte zwar nicht den sofortigen Wiederaufstieg, jedoch einen guten dritten Rang in der zweiten Bundesliga Süd. Einen stolzen Erfolg bedeutete das gute Abschneiden der Ringerabteilung beim Nachwuchswettbewerb auf bayersicher Ebene. Von 73 Vereinen kam der Kelheimer Nachwuchs auf den ersten Platz. Die D/D-Jugend rang inzwischen in der Bayernliga Süd. Der Ringsport in den Schulen war inzwischen erfreulicher Weise populär geworden und im Wettbewerb der 14 weiteren bayerischen Schulen konnte die Kelheimer ebenfalls Erster werden.
Hermann Lohr, einer unserer Erfolgreichsten mit 5 deutschen Vicemeisterschaften und zwei deutschen Titeln, hatte sein Traineramt an Peter Dorfner und Helmut Wild übergeben. Den Verein verlassen hatten zur Saison 91 Martin Bauer, Rainer Weber und Jochen Steckmann. Aber es gab auch wieder neue Gesichter. Der dreimalige Europa- und zweifache Vizeweltmeister Stefan Ivanov war von Nürnberg noch Kelheim gewechselt. Kai Döbel sollte da Halbschwergewicht besetzten und mit dem Judoka Th. Müller half ein Ungelernter in Schwergewicht aus.
Die Hacker-Zwillinge Andreas und Stefan als B-Jugendliche wurden im Papier- und Fliegengewicht eingesetzt. Am Ende sprang nicht mehr als der 5. Platz heraus.
Mit einem herausragenden Ereignis begann das Jahr 1992. Vom 27. Bis 29. März führte der ATSV den „Großen Preis von Deutschland“ durch. Die Ringkunst von 172 Sportlern aus 22 Nationen konnte in der Dreifach-Turnhalle bewundert werden. Die Kosten mit 150 000 DM waren für die Abteilung aber auch nicht unerheblich.
K. Döble war nach Regensburg abgewandert, R. Glaßl war zurückgekommen und in der 48-kg-Klasse stellte sic mit Kevin Eskandar ein Neukelheimer aus Rehau vor. Die Reserverunde war aufgelöst worden und in der Bezirksliga wurde unsere Zweite Meister. Die erste Staffel belegte einen guten zweiten Rang immer noch in der zweiten Liga Süd.
Kader 1992:
St. Krische, Ch. Strasser, A. Schulz, A. Schmid, B. Schels, H Wild, E. Fischer, P. Dorfner, N. Mecka, I. Metzger, A. Ingerl, M. Spängler, St. Hacker, S. Kastratti
1993 bedeutete kein gutes Jahr für die Ringerabteilung. Obwohl mit Miroslay Gotschev ein bulgarischer Spitzenringer zu uns gekommen war, konnte der Abstieg aus der zweithöchsten deutschen Ringerklasse nicht vermieden werden. Abgewandert waren die Hacker-Zwillinge und Manuel Lohr besetzte das Papiergewicht. Im Nachwuchsbereich war ein großes Loch entstanden. So konnten verletzte Sportler nicht ersetzt werden. In vielen Kämpfen mussten in den verschiedenen Klassen immer wieder 4 Punkte abgegeben werden, da kein Ringer zur Verfügung stand. Besonders in den unteren Klassen waren wir zu schwach besetzt. Nach über 20-Jähriger Zugehörigkeit zu einer der beiden Bundesligen musste Kelheim 1994 in der Oberliga einen neuen Versuch starten. Die Oberliga sollte schnell vergessen werden, dies wurde deutlich durch das neue Mannschaftsbild. Die Misere in der 48.kg-Klasse sollte der mehrfache saarländische Meister Ralf Spaniol, von Hallbergmoos zu uns gestoßen, beenden. Rajie Sert mit 38 Jahren immer noch voll im Saft durfte sich wieder Sepp Lugauer nennen. Der Bulgare Valentin Kroumov (Bonn-Duisdorf), bulgarischer Meister und viermaliger EM-Dritter konnte zum Ende der Saison 94 eingesetzt werden. Sein Markenzeichen waren die 5er-Sublessen mit denen er alle Ringerfans begeisterte. Michael Warnick, der wegen seines Studiums eine zweijährige Ringpause eingelegt hatte, stellte sich erfreulicherweise der Mannschaft wieder zur Verfügung. Mit dem Sympathischen Sportmann Edi Grams wechselte ein Universaltalent nach Kelheim. Als Judoka für Ingolstadt kämpfend, sollte er bei uns das Schwergewicht im freien Stil besetzten. So ganz nebenbei war er 1991, damals noch für Russland, Sambo-Weltmeister geworden und maß seine Kräfte im Land der aufgehenden Sonne mit großem Erfolg mit Sumo-Kolossen aus aller Welt.
Diese Personalpolitik war möglich geworden, als Peter Lang die Abteilungsführung übernommen hatte. Auf seine Initiative hin wurde die IGR (Interessengemeinschaft Ringen) gegründet. Seinem persönlichen Einsatz war es zu verdanken, dass sich bis zu 30 Ringsportinteressierte bereit erklären, die Ringerabteilung finanziell zu unterstützen. Leider magerte diese Gemeinschaft in den nächsten 5 Jahren auf ca. 10 „Sponsörchen“ ab. Ein weiterer Eckpfeiler, auf den sich die Abteilung immer verlassen konnte war der 1989 gegründete Ringer-Fanclub. Mitbegründer waren Hans Weigert, Michael Jobst und Stefan Krische. Auch hier flossen finanzielle Mittel zur Unterstützung des Ringsports. TAS Regensburg, gegründet als türkischer Verein und Titelverteidiger in der Oberliga hatte nicht weniger aufgerüstet. In einer spannenden Runde und nach zwei Siegen über TAS mit 18:13 und 17:13,5 wurden die Ringer des ATSV schließlich überlegener Meister, berechtigt zu den Aufstiegskämpfen zur zweiten Bundesliga. Im Schüler- und Jugendbereich hatte sich wieder Erfreuliches getan und im Training konnten zwischen 30 und 40 Nachwuchssportler betreut werden. Das Ergebnis waren die Meistertitel für Schüler und Jugend in der Bezirksliga Ndb./Obpf.; Florian Plettl wurde Bay. Schülermeister 94 und 95.
Unser Mitbewerber für die zweite Liga war der württembergische Meister Schorndorf, der auch schon erfolgreichere Zeiten gesehen hatte. Das Ringerfiber war unter den Fans ausgebrochen und so machten sich ca. 150 Kelheimer Schlachtenbummler auf den Weg in die Bauknecht-Stadt. Vor 1300 Zuschauern ging das Treffen 12,5 : 17 verloren und trotzdem oder gerade deshalb wurde die Schorndorfer Brauerei anschließend auf eine harte Probe gestellt. Mit klarem Kopf traf man sich im Januar 95 zum Rückkampf in der Dreifach-Turnhalle. Gecoacht von Peter Dorfner brachte die Ringerstaffel eine tolle Leistung und demoralisierte den Gegner vor 1500 Zuschauern mit 22,5 : 7. Bereits zur Halbzeit war der Jubel, jedenfalls unter den Kelheimern riesengroß, als die Ergebnistafel schon die 19,5 : 0 Führung zeigte.
Motiviert ging die Ringerabteilung in die neue Bundesligasaison. A. und St. Hacker waren nach einem Jahr wieder zu ihrem Stammverein zurückgekehrt und mit dem Kessler Franze aus Freising konnte ein Sportler verpflichtet werden, der hierher passte, als ob er immer schon bei uns gewesen wäre. Außerdem wurde der bulgarische Freistilkünstler Asen Tchetov für das Fliegengewicht erwartet. Seine Landsleute Kroumov und Gotchev waren jeweils nur eine, bzw. eine halbe Saison in Kelheim geblieben. Es durfte nach dem Reglement ohnehin nur ein ausländischer Ringer pro Kampf eingesetzt werden. Mit der Ausstellung: M. Kohlmeier, M. Tchetov, I. Metzger, E. Fischer, F. Kessler, A. Schmid, Ch. Strasser, R. Glaßl / E. Grams, sollte die Klasse erhalten werden. Zeitweise konnte M. Warnick aushelfen und gegen Ende der Runde musste auch noch Helmut Lange reaktiviert werden. Die Schlusstabelle zeigt, dass 6:22 Punkte nicht ausreichten, um gegen Baiernfurt, Berchtesgaden, Anger, Reichenhall, Johannis Nürnberg, Kornwestheim und Neckargartach bestehen zu können, wenngleich es in dieser Runde stark nach Schützenhilfe roch.
Die C/D-Jugend jedoch schaffte den Aufstieg in die Bayernliga und ungeschlagen wir die Reservestaffel Bezirksligameister geworden, sie konnte nach zwei Siegen gegen Reichenhall II 1996 in die Gruppenliga Süd aufsteigen.
1996 wurde die Bundesliga Süd-Ost eingeführt. Zugeteilt wurden ihr Vereine aus Bayern, Sachsen und Thüringen. Kelheim jedoch musste sich diese Zugehörigkeit erst erkämpfen. Das Ringerkarusell drehte sich auch in diesem Jahr. Zum ersten Mal konnte die ATSV-Staffel einen farbigen Sportler vorstellen.
Captain Phil Brown, GI in Hohenfels wollte nach seinen Einsätzen für Mömbris/Königshofen 1. BL., für Kelheim Punkte einfahren. Unbezwingbar in der Oberliga sollte auch der Ukrainer Igor Pervatuk, von Unterföhring gekommen, sein. Nach 5 Jahren stand Önder Isik wieder für uns auf der Matte und Asen Tchetov sollte Verstärkung für die Rückrunde bringen. Der vermeintlich stärkste Konkurrent auf den Meistertitel, TAS Regensburg, hatte seine Mannschaft leider zurückziehen müssen. Trotzdem blieb die Runde spannend, denn auch Isar Unterföhring stellte Ansprüche auf den Titel. Der 20,5 : 10,5 Auswärtssieg gegen diesen Gegner, der mit der Unterstützung von 200 treuen Fans errungen wurde, brachte uns schließlich den Titel. Auch in den Aufstiegskämpfen konnten uns Sachsen Werdau und Albrechts nicht aufhalten und nach vier Siegen war die Bundesliga Süd-Ost erreicht. Die Reservemannschaft war weiterhin sehr erfolgreich und konnte erneut, diesmal in die Landesliga, aufsteigen.
Kader 1996:
E. Grams, L. Strasser, M. Hrouda, B. Schels, Sadik Benner, Phil Brown, M. Grabinger, Ch. Strasser, H. Wild, A. Schmid, Pervatchuk, E. Fischer, A. Ingerl, A. Hacker, St. Hacker, I. Metzger, Ö. Isik, A. Tchetov, R. Sert, F. Keßler, H. Lange, S. Sert, M. Hillmeier
1997 hatte sich das Gesicht der Mannschaft wieder verändert, als mit Mohammed Jawad, Peter Schauer, Hüssein Demirtas, Ivan Summer und Walter Beck die neuen vorgestellt wurden. Leider was Trainer Stefan Ivanov in sein Heimatland zurückgekehrt, um für den bulgarischen Verband tätig zu sein. Die Bundesliga Süd-Ost zeigte sich bald als äußerst starke Liga, in der die gegnerischen Mannschaften mit Weltklasse-Athleten besetzt waren. In allen zweiten Bundesligen war die eindeutig die weitaus stärkste Liga.
Wie so oft in den vergangenen Jahren blieb unserer Staffel das Verletzungspech treu und so erreichten wir nach einer Zitterpartie gegen Johannis mit einem 12:12 gerade noch den 9. Platz. Außer Leipzig standen am Ende die Vereine von Jena. Anger, Johannis Nürnberg, Berchtesgaden, Greiz / Molsdorf, Marktneukirchen, Reichenhall und Hallbergmoos vor uns in der Tabelle.
Einen besonderen Erfolg konnte Helmut Wild für sich verbuchen. Er brachte aus Teheran von den Senioren-Weltmeisterschaften die Bronze-Medaille mit. Die Reservemannschaft hatte nach einem erneuten Durchmarsch den Aufstieg in die Bayernliga geschafft. Noch lag die Kelheimer Ringerjugend in der laufenden bayerischen Wertungstabelle auf Platz eins, vor Hallbergmoos und Johannis Nürnberg.
Die Arbeit in der Talentförderung konnte als vorbildlich bezeichnet werden. Nicht von ungefähr kann dann auch der bayerische Meistertitel der C/B-Jugend. Damals lag Anger, welches heute die Akzente in der Talentförderung setzt noch an fünfter Stelle. Wegen der unbegrenzten Möglichkeit Ausländer in deutsche Mannschaften einzubauen (Bosmann-Urteil) gerieten immer mehr Mannschaften in finanzielle Schwierigkeiten.
1998 kamen dann reihenweise Rückzüge aus den jeweiligen Ligen. Aus der ersten Bundesliga verabschiedeten sich Goldbach und Reilingen, während aus zweiten Ligen Baiernfurt, RG Berlin und Elgertshausen zurückzogen.
Franz Kessler hatte sic für die Saison 98 den Hallbergmoosern angeschlossen. Seine Position sollte Guido Meltzer von Sachsen Werdau einnehmen. Mit Andreas Kopka startete ein früheres Regensburger Ringertalent für Kelheim. Als sicherer Punktelieferant für die Rückrunde war Jewgenii Buslowych aus Unterföhring geholt worden. Es war ein Saisonbeginn wie bereits in den letzten Jahren erkennbar. Wenn wir glaubten, unsere Mannschaft besonders verstärkt zu haben, waren die Gegner noch erfolgreicher gewesen. Nicht selten wurde in der Abteilung diskutiert , ob diese Aufrüstunsspiel weiter mitgetragen werden sollte. Die Alternative wär ein Abstieg, und das mindestens in die Bayernliga gewesen.
Zum ersten Mal in der Geschichte des Kelheimer Ringsports hatte ein Sponsor der Abteilung vorab für drei Jahre großzügige Unterstützung zugesagt, die einen Plan auf weite Sicht möglich machen sollte. Andererseits wollte man dem Kelheimer Publikum hochklassigen Ringsport bieten. Ringen auf höherem Niveau war ohne größeren finanziellen Einsatz schon länger nicht mehr möglich.
Zum Saisonende konnte der glückliche Ligaerhalt vor Berchtesgaden gemeldet werden. Das herausragende Ereignis aus der Ringerabteilung hatte zwar mit Ringen nicht direkt zu tun, jedoch wurde der Kelheimer Schwergewichtler Edi Grams Vizeweltmeister im Sambo, einer Mischung aus Ringen und Judo.
Wieder war die Ringerabteilung sicher, mit einem Bombenkader die Saison 199 zu bestreiten. Es herrschte eine gewisse Aufbruchstimmung als gemeldet wurde , dass Stefan Ivanov wieder als Trainer verpflichtet werden konnte, Er brachte seinen hochtalentierten Sohn Ilian, einen Freistilspezialisten mit. Franz Kessler hatte sich wieder den Kelheimern angeschlossen, Für den abgewanderten M. Jawad kam Cem Güvener, ein Deutsch-Türke zu uns, außerdem die bekannten Athleten Thorsten Gut, Achmed Afghan, Murat Cebi und für zeitweise Einsätze Tibor Komaromi ein Exweltmeister aus Ungarn. Ein paar schone Tage erlebten Abteilung und Fas mit dem Besuch eines New-Yorker College-Auswahl, die im Juli zu einem Freundschaftskampf nach Kelheim kam.
„Nachwuchs gesucht“! Immer wieder hörte man verstärkt diesen Apell, doch setzte sich die bittere Erkenntnis durch, dass es immer schwieriger wurde Schüler und Jugendliche für den Ringsport zu motivieren, die Zusammenarbeit mit den Schulen, die so wichtig ist für die Nachwuchsförderung, hatte sich in Wohlgefallen aufgelöst. Andreas Schmid ein wichtige Bindeglied zwischen Schule und Ringerabteilung konnte sein Lehramt nicht im Landkreis aufnehmen und wurde dem Ringsport praktisch entzogen. Weitere Gründe spielten eine Rolle, da ohne das Verständnis von Eltern kein Nachwuchsringer heranwachsen kann. Die großen Vorbilder aus Eigengewächsen waren bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr auf Kelheims Matten zu sehen. Fast alle hatten ihre Karrieren beendet und es war nur wenig gleichwertiges nachgekommen.
Das Fernseh- und Computerzeitalter macht die Sache auch nicht einfacher – wozu sich im Training abschinden, wo doch das Bedienen eines „Game-Boys“ soviel einfacher ist. An die Verbindung von Geist und Körper wird dabei leider nicht gedacht.
Die zweite Bundesliga Süd-Ost hatte die Kampfkraft und Technik der ersten Ligen aus den 70er/80er-Jahren längst erreicht, wenn nicht sogar überflügelt. Ohne gleichwertigen Ersatz, wenigstens in mehreren Gewichtsklassen, konnten verletzungsbedingte Ausfälle nicht kompensiert werden. So war der 7. Platz in der Endabrechnung 99 zwar deprimierend, aber man wusste endgültig woher der Wind wehte.
Durch Vermittlung von Trainer Ivanov war es gelungen zur Saison 2000 starke Neuzugänge für Kelheim zu gewinnen. An Aufstieg in die erste Bundesliga war nicht gedacht worden, jedoch im oberen Drittel der zweiten Liga wollte sich die ATSV-Ringerabteilung längerfristig festsetzen.
Des Ausländerplatz besetzte Ivan Djorev 54 kg, aktueller Zweiter der Weltrangliste. Die „Russen-Griechen“ Themis Jakovidis 63 kg, Lazaros Loizidis 85/97 kg und Theo Saridis 130 kg zählten als EU-Ausländer und waren somit gleichzeitig einsetzbar. Die zwei Ex-Wittener Ogion Stach 69 kg und Olaf Holländer 76 kg waren schon zum ende der vergangenen Saison verpflichtet worden Mit Morat Cebi, bereits die zweite Saison in Kelheim, hatten wir eine vermutliche „Bank“ für die 76/85 kg-Klasse im griechisch/römischen Stil. Für Kelheimer Ringer blieben also nur drei bis vier Plätze in der ersten Mannschaft. Franz Kessler war gedanklich bereits eingemeindet und mit Ingo Metzger, Andreas Hacker und Rüder Glaßl sowie den starken Neuzugängen sollte erfolgreicher und hochklassiger Sport gezeigt werden. Im Vorfeld war bereits zu erkennen gewesen, dass die Staffel von SV Schorndorf , scheinbar in guter finanzieller Situation, in dieser Liga für jeden Mitkonkurrenten ein unüberwindliches Hindernis bedeuteten. Auch unsere Mannschaft zeigte dass sie fähig war einen der oberen Plätze zu belegen. Die Heimbegegnungen mit Anger brachte die skandalöse Disqualifikation von Murat Cebi gegen den Österreicher Kaltseis, den er sicher beherrschte. Mit der Niederlage in dieser Begegnung rutschte die ATSV-Staffel auf den 4. Platz in der Tabelle ab. Des Unglück nicht genug, sorgte die Vorstandschaft wenige Wochen später für große Aufregung hinein bis in den DRB. Die Abteilung hatte zusammen mit der Vereinsführung keine Möglichkeit mehr gesehen den Ringerbetrieb ordnungsgemäß über die Runden zu bringen. Die zugesagten Gelder des Hauptsponsors, der ja dieses hochklassige Ringen in Kelheim erst möglich gemacht hatte, blieben überwiegend aus. Die verpflichteten Ringer konnten nicht mehr entschädigt werden und traten für unseren Verein nicht mehr an. Andererseits sah die Abteilung ihre Versuche, den Ringsport in Kelheim noch populärer zu machen u.a. durch die krasse Fehlentscheidung im Kampf gegen Anger durchkreuzt.
Zunächst war ein sofortiger Rückzug aus der zweiten Bundesliga geplant und beim DRB angemeldet worden. Bald erkannte man, dass dies nicht der Weisheit letzter Schluss sein konnte und die Staffel verblieb mit einer Rumpfmannschaft in der Liga. Natürlich war die zweite Mannschaft dadurch über Nacht eliminiert. Durch den guten Tabellenplatz in der Vorrunde konnte, obwohl fast alle Rückrundentreffen verloren gingen, anschließend noch der fünfte Tabellenplatz erreicht werden. Ein sportlicher Abstieg hätte einen Weiterringen in der bayerischen Oberliga möglich gemacht. Allerdings war der verbliebene Kader, für des sich die meisten einheimischen Athleten erfreulicherweise zur Verfügung gestellt hatten, auch für die Oberliga nicht stark genug. Es musste somit für die Saison 2001 ein freiwilliges Ausscheiden aus der zweiten Bundesliga beschlossen werden. Dies bedeutet jedoch nach den gültigen Statuten einen Neuanfang in der Landesliga.
„Not schweißt zusammen“ – erfreulicherweise haben sich viele Kelheimer Ringer zu einer neuen Mannschaft zusammengefunden und einen behutsamen Neuaufbau auch ohne große finanzielle Unterstützung zu starten.
Verfasser: D. Büxenstein
Überarbeitet und aktualisiert: St. Niklas
Stand: 17.03.2016